Bund entschuldet über niedrige Zinsen und höherer Inflation

Abbau der Staatsschulden durch niedrige Zinsen und bei relativ hoher Inflationsrate

Bund entschuldet sich

Auf den ersten Blick sehen die Staatsfinanzen alles andere als rosig aus – ein Zustand, der seit Jahren anhält, von allen Politikern immer wieder aufgegriffen wird, aber für den Bund andererseits ein Alltagszustand ist. Die historisch niedrigen Zinsen bieten auf der anderen Seite die Option, die Staatsschulden zumindest in kleinen Stücken zu reduzieren.

 

Bund refinanziert sich mit negativen Renditen

Eigentlich ist es ein Unding, aber Kapitalanleger bezahlen Geld dafür, dass sich der Bund bei ihnen verschulden darf. Bereits die zweite in 2012 aufgelegte Anleihe der Bundesrepublik wurde mit einem Agio emittiert, welches über dem Nominalzins liegt. Das Vertrauen der Anleger inmitten einer anhaltenden Finanzkrise in die Bundesrepublik führt dazu, dass Sicherheit inzwischen bezahlt wird, und keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Während in der Vergangenheit ein Großteil der Staatsverschuldung dazu diente, den Schuldendienst zu erbringen, verdient die öffentliche Hand erstmals an der eigenen Kreditaufnahme. Langfristig betrachtet, führt dieser Weg dazu, dass sich der Bundeshaushalt über niedrige Zinsen teilweise entschulden könnte. Eine Entschuldung wäre auch zwingend notwendig. Die Verpflichtung der Bundesrepublik gegenüber den anderen, teilweise desolaten Mitgliedsstaaten der Eurozone, wird aus dem Ausland lautstark eingefordert, würde aber auch im Inland irgendwann nicht mehr zu überschreitende Grenzen erreichen.

 

Niedrige Zinsen als Alternative zu Steuererhöhungen

Inflation

Das bislang probate Mittel zur Kompensation steigender Staatsverschuldung waren Steuererhöhungen (s.a. www.steuerzahler.de). Während diese bei der Bevölkerung unpopuläre Vorgehensweise gerade zu Wahlkampfzeiten oder nach der Mitte der Legislaturperiode eine Wiederwahl kritisch werden lässt, sind niedrige Kapitalmarktzinsen bei der Aufnahme neuer Staatskredite eine Alternative. Betroffen von negativen Renditen sind nur Teile der Bevölkerung und institutionelle Anleger. Positiv begleitet wird der Umstand der preiswerten Verschuldung noch von einer Inflationsrate, die über dem Zinsniveau liegt.

Ebenso wie positives Kapital durch den Kaufkraftverlust an Wert verliert, sinken Schulden, gleich ob bei  Privathaushalten oder bei Staatshaushalten real durch die Inflation. Eine Anleihe in Höhe von einer Milliarde Euro auf die Laufzeit von zehn Jahren wird real nicht mehr durch den Gegenwert von einer Milliarde Euro getilgt. Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass die Bundesregierung ein massives Interesse an einem niedrigen Kapitalmarktzins hat. Notwendige Kreditaufnahmen auf Grund laufender Zinszahlung sind damit reduziert und verhindern unpopuläre Steuererhöhungen. Die im Jahr 2011 fälligen Staatsanleihen in Höhe von 370 Milliarden Euro konnten nur durch Aufnahme neuer Kredite getilgt werden. Dennoch ist die vom Bund zu tragende Zinslast so gering wie zuletzt 1993 bei einem gleichzeitigen Anstieg der Verschuldung von 500 Milliarden Euro auf 1,3 Billionen Euro.

 

 

 

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